„Paul, hast du deine Vokabeln schon gelernt, ich frag dich ab.“
„Och ne, ich les mir die morgen früh nochmal durch, das reicht schon.“
Was passiert, wenn du darauf bestehst, doch abzufragen? Nur Motzen, Meckern, Stress und Ärger oder das ganze Programm mit Türen knallen, „Scheiß Schule“, und „Der Lehrer ist eh blöd!“? Vielleicht auch Tränen und „Ich kann das sowieso nicht!“?
Kinder zum Vokabeln lernen zu animieren ist oft mühsam. Einfacher und erfolgreicher geht’s mit folgenden 5 Tipps:
Mach den Vokabelberg kleiner!
Viele Schüler haben Null Bock auf Vokabeln lernen, weil sie einen riesengroßen Berg vor sich sehen.
Da weigert sich das Gehirn: „Das mach ich nicht mit. Das dauert mir viel zu lang. Das ist mir viel zu anstrengend….“
Das kannst du auf alle Bereiche übertragen. Mir selbst geht es so mit dem Schreiben meines Buches (der Arbeitstitel ist gerade: „Die gehirn-geniale Vokabellernformel: 111 Tipps und Tricks zum Vokabeln lernen). Ich weiß, ich muss mich am Abend nochmal hinsetzen, damit ich weiterkomme. Doch nachdem ich die Kinder ins Bett gekuschelt hab, mich nochmal an den Schreibtisch setzen – da protestiert mein innerer Schweinehund. Wenn ich dagegen mit ihm verhandle und sag: Komm, nur 10 Minuten… dann klappt das viel eher. Und wenn ich schließlich dran sitze, dann wird es oft genug doch noch eine Stunde. Und wenn nicht, dann ist’s ja auch gut. Jeden Abend 10 Minuten ist besser als nichts.
Dein Kind lernt also besser jeden Tag nur wenige Vokabeln anstatt nur ein oder zweimal pro Woche ganz viele.
Finde an schlechten Tagen heraus: Auf was kann sich dein Kind gerade so noch einlassen? Wo blockt das Gehirn noch nicht ab? Das können 3 Vokabeln sein (nach dem Mittagessen) und nochmal 3 Vokabeln (vor dem Abendessen).
Oder auch eine genau definierte Zeit: Garantiert nur 5 Minuten. Am besten stellst du den Wecker und brichst dann wirklich ab. Lass dich mal überraschen was passiert. Vielleicht fehlt noch ein einziges Wort und dein Kind sagt: „Komm, das geht noch.“ Wenn nicht, auch gut. Geh nicht mit einer zu großen Erwartungshaltung ran, dass das Lernen verlängert wird. Das ist in dem Fall nicht das Ziel. Sondern dass dein Kind dran bleibt und sich auch mal überwindet, wenn es überhaupt keine Lust hat.
Und ihr werdet beide sehen: Wenn man schon mal dabei ist, dann geht’s viel leichter. Du musst deinem Kind hauptsächlich ÜBER DEN ANFANG helfen! Der Tipp könnte also auch heißen:
Mach die Anfangshürde kleiner!!!
Minimalst wäre (was aber eigentlich nie passiert): EINE EINZIGE Vokabel. Auf die lässt sich jedes Gehirn ein! Das sind dann auch nach einer Woche 5-7 Wörter im Gegensatz zu gar keinem wenn die Anfangshürde IMMER zu hoch bleibt.
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Sorge für Abwechslung!
Kann es sein, dass dein Kind deshalb nicht gern seine Wörter lernt, weil es ihm zu langweilig ist? Beobachte dein Kind mal beim Vokabeln pauken. Wie läuft denn das ab?
Kind liest zehn Vokabeln fünf mal durch, ruft „fertig“, du fragst die Wörter ab, deutsch-englisch, englisch-deutsch, Kind weiß 5 davon nicht, du lässt es die nochmal dreimal schreiben und morgen wieder das Gleiche?
Kommt dir das irgendwie bekannt vor?
Unser Gehirn liebt das Neue und schaltet ab, wenn ständig das Gleiche passiert.
Vor allem, wenn dieses „Gleiche“ weder spannend ist noch in irgendeiner Art und Weise angenehm.
Überleg mal, isst du jeden Tag Spaghetti mit Tomatensauce? Na siehst du! Dabei ist Vokabeln lernen für dein Kind nicht mal wie Spaghetti essen, sondern eher wie Brokkoli. Oder wie wenn du jeden Tag einen Fragebogen zu deiner Steuer beantworten musst. Wenn du nicht gerade Steuerberaterin bist, dann schreckt dich das wahrscheinlich genau so sehr ab wie mich.
Eine Ausnahme bilden Rituale. Das sind lieb gewordene Gewohnheiten, die immer wieder gleich durchgeführt werden. Die sind aber deshalb lieb geworden, weil sie super angenehm sind. Wenn du solche Gewohnheiten beim Wörter lernen einführen kannst, dann wird das ein Gewinn für Kind und Lernpartner gleichermaßen. Vergleiche dazu Tipp 5!
Um das Vokabeln lernen abwechslungsreicher zu gestalten, kannst du z.B. fünf verschiedene Methoden auf Kärtchen schreiben, in ein Säckchen geben und dein Kind jeden Tag ziehen lassen. Hier hab ich ein paar Beispiele für dich:
Vielleicht kristallisiert sich ja dann eine Lieblingsmethode heraus, nach der dein Kind dann jeden Tag einigermaßen bereitwillig übt (wir wollen es ja mal nicht übertreiben 🤣). Aber selbst dann solltest du immer mal wieder etwas anderes probieren, allein schon um dem Gehirn verschiedene Speicher- und Behaltensmöglichkeiten zu liefern.
Für das Abspeichern im Langzeitgedächtnis ist es am Besten, wenn immer wieder auf unterschiedliche Weise wiederholt wird.
Am besten indem du unterschiedliche Sinne ansprichst (Hören, Lesen, Sprechen, Tasten, Spielen…) und auch Bewegung mit ins Spiel bringst.
Zeige deinem Kind was es schon kann!
Meistens legen wir den Fokus auf das, was noch nicht klappt. 10 Vokabeln geübt und dein Kind kann NUR 5 davon ? Ändere deine Perspektive! Wie schön, es kann SCHON 5.
So machst du Erfolge sichtbar:
Von einer Mama habe ich einen tollen Tipp bekommen: Sie wiederholt mit ihrem Kind vor jeder Klassenarbeit die Vokabeln so lange, bis sie 6 Mal richtig waren. Dann werden diese Begriffe einfach durchgestrichen. Motivierend, oder? Ich kann’s, also weg damit!
Definiere ein klares Ziel oder Vorgehen
„Du musst noch Vokabeln lernen“. Das kann für dein Kind alles Mögliche bedeuten. Von: „Mal durchlesen und vielleicht reicht’s ja“ bis: „100 Wörter für die Klassenarbeit wiederholen, mich eine Stunde lang abfragen lassen, schwitzen, weil ich wieder kaum die Hälfte weiß, ganz viele Wörter nochmal schreiben müssen und den Bolzplatz kann ich auch vergessen.“
Da kann sich ein ganzes Programm im Kopf deines Kindes abspielen, kein Wunder dass es keine Lust hat.
Besser ist, wenn du deinem Kind ganz klar machst, was auf es zukommt. Noch besser: wenn ihr das gemeinsam definiert. Am Anfang des Schuljahres, vielleicht auch nochmal zu Wochenbeginn oder rechtzeitig vor Prüfungen und am besten auch ganz kurz für die jeweilige Tagesplanung. Das könnte so aussehen:
Das kannst du natürlich flexibel gestalten. Du kannst z.B. einen Block einschieben: Vokabeln, die gar nicht klappen schreiben wir auf Karteikarten. Die hängst du in der Wohnung auf. Oder: Abends spielst du nochmal mit Papa für 15 Minuten Vokabel-Memory. Oder: Die Karteikarten lernst du heute für 10 Minuten auf dem Trampolin. Am besten ist es natürlich, wenn du das gemeinsam mit deinem Kind entscheidest oder dein Kind auswählen lässt. Vergleiche dazu Tipp 2.
Macht euch eine schöne Zeit!
Beobachte dich mal selbst, wenn du mit deinem Kind lernst oder es die Vokabeln abfragst. Wie fühlt sich diese gemeinsame Zeit für dein Kind wohl an? Versetz‘ dich rein in dein Kind, was könnte es denken?
„Puh, Vokabeln lernen ist zwar nicht grad das Schönste von der Welt, aber die 10 Minuten schaff ich und es ist auch mal schön, mit Papa allein Zeit zu verbringen, ohne dass mein kleiner Bruder nervt. Gestern beim Gassi gehen lernen war eigentlich auch ganz ok.“
Oder so: „Mann, es gibt nichts, was mehr nervt. Erst krieg ich die Dreckswörter nicht in den Kopf und dann schimpft Mama auch noch. Und dann schaut sie immer so genervt. Hab eigentlich überhaupt keinen Bock mehr, ich kann’s ja eh nicht. Hoffentlich schaff ich’s heute überhaupt zum Fußball!“
Wenn jede Situation mit deinem Kind angenehmer verläuft als Vokabeln lernen, dann ist ja klar, warum es keine Lust hat.
Das sind Vorschläge, wie du gemeinsames Vokabeln lernen angenehm gestalten kannst:
Beherzige die 5 Tipps und dein Kind wird in Zukunft viel motivierter Vokabeln lernen und so erfolgreicher in Englisch werden.
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Hört sich gut an, ich werde es mal versuchen.
Vielen Dank, viel Erfolg dabei!