In Englisch arbeitet dein Kind in der Schule fast jeden Tag mit Texten. Und zu Hause? Da lernt dein Kind Vokabeln. Es lernt Grammatik. Es macht die Übungen im Übungsheft. Aber die Texte bleiben wo sie sind. Auf einer geschlossenen Seite unbeachtet im Schulbuch. Haben sie das verdient? Nein!
Englisch besteht, so wie jede Sprache, aus (kürzeren oder längeren) Texten. Mit Hilfe von Texten werden nicht nur Vokabeln und Grammatik vermittelt, sondern auch Landeskunde und Inhalte wie: „Wie schreibe ich eine E-Mail“, oder „Wie führe ich ein höfliches Gespräch“.
Hilf deinem Kind sein Englisch deutlich zu verbessern und hol die Texte aus dem Schulbuch ins Bewusstsein deines Kindes.
Warum dein Kind sein Englisch mit Hilfe von Texten verbessern sollte
Eine Sprache funktioniert nicht ohne Kontext. Dieser ergibt sich im „normalen“ Leben, außerhalb des Schulalltags meist aus der Situation: Es ist Abend. Dein Kind gähnt. Du sagst: „Ab ins Bett mit dir“.
In der Schule ist das so meist nicht möglich. Deshalb muss Sprache vor allem durch geschriebene Texte vermittelt werden. Die Schulbuchmacher haben hier auch ganze Arbeit geleistet. (Naja, zumindest haben sie sich bemüht 😉). Vokabeln, Grammatik und Landeskunde werden in einem (mehr oder weniger) interessanten Zusammenhang, meist in einer Geschichte, eingeführt und immer mal wieder wiederholt.
Mit Hilfe von Texten lernt dein Kind auch, wie es Wörter miteinander kombinieren muss oder wie ein Satz aufgebaut ist. Das kann es nicht, wenn es nur Vokabeln aus einer Liste lernt.
Von deinem Kind wird erwartet, dass es all das weiß. Im Unterricht und in der Klassenarbeit muss es die Vokabeln und die Grammatik beherrschen. Und es muss den Inhalt des Textes kennen. Eine Aufgabe kann z.B. sein: „Schreibe eine E-Mail und berichte von deinem Urlaub im Lake District.“ (ein paar weitere Angaben kommen noch dazu). Dafür muss es wissen
All das lernt es mit Hilfe des Lektionstextes in der Schule. – Den 90 % aller Kinder zu Hause aber nicht mehr anschauen. Oder nur mal durchlesen. Das ist ja meistens auch die Hausaufgabe die es bekommt: „Den Text lesen„
Reicht das Durchlesen der Texte?
Genau das macht dein Kind zu Hause. Es liest den Text. Wenn es seine Sache besonders gut machen möchte, dann liest es den Text zweimal oder dreimal. Aber auch nach mehrmaligem Lesen versteht es ihn oft nicht ganz. Es kennt nicht alle Vokabeln und manche Grammatik ist unklar.
Dein Kind wäre außergewöhnlich fleißig, wenn es nachschauen würde, was diese Wörter bedeuten oder wie die Grammatik nochmal funktioniert. Das war ja nicht der Auftrag. Der hieß ja nur: „Den Text lesen“. Also vollstes Verständnis für dein Kind. 💕
„Nur Durchlesen“ reicht also nicht, um den Text ganz zu verstehen. Und selbst wenn dein Kind ihn ganz verstanden hat, dann heißt es noch nicht, dass es die Inhalte auch zusammenfassen oder Informationen daraus langfristig behalten kann. Auch wenn es den Text mehrmals liest.
Im Gehirn gibt es nämlich einen Wächter, der entscheidet, ob etwas wichtig ist oder nicht. Wichtig ist es vor allem dann, wenn unser Überleben davon abhängt. Die Aufgabe des Gehirns ist es nämlich nicht, sich alles zu merken, was ihm präsentiert wird, sondern Energie zu sparen, um uns am Leben zu halten.
Der Wächter beurteilt nun die Information die von den Sinnesorganen ankommt. Wenn sie ihm wichtig vorkommt, leitet er sie in Richtung Langzeitgedächtnis weiter. Falls nicht, wirft er sie direkt aus dem Speicher wieder raus.
Was meinst du? Ist ein englischer Lektionstext für das Überleben deines Kindes wichtig? Erstmal nicht! Wenn dein Kind den Text also nur durchliest, denkt dieser Wächter: „Aha, das brauch ich nicht aufbewahren.“ Und zack, sind die Informationen weg.
Was bedeutet es, einen Text „gut durchzulesen“?
Vielleicht hat der Lehrer es auch gut gemeint. Er weiß, dass seine Schüler Texte oft nur überfliegen. Vor einer Klassenarbeit sagt er dann:
„Lest euch den Text gut durch“.
Wie du jetzt weißt, kann das NICHT bedeuten, den Text nur mehrmals zu lesen. Wenn dein Kind den Text wirklich verstehen will und die Inhalte auch hängenbleiben sollen (was ja eigentlich der Sinn des Ganzen ist), dann muss dein Kind etwas TUN.
Das passiert, wenn dein Sohn oder deine Tochter einen Text nicht nur liest, sondern mit ihm arbeitet, also aktiv wird:
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Wie kann dein Kind mit Texten arbeiten?
Es gibt unzählige Methoden, wie dein Kind gehirn-gerecht mit Texten lernen kann. Je nachdem wie viel Motivation und Zeit es hat und ob eine Prüfung ansteht, kann es sich für intensivere oder weniger intensivere Methoden entscheiden. Ich beschreibe dir 3 Methoden, die ich gern mit meinen Schülern anwende.
Markieren und Unterstreichen im Text
Wenn ich Klassenarbeiten analysiere um zu sehen, wodurch die schlechte Note entstanden ist und wie sich ein Kind verbessern kann, dann sehe ich bei den Aufgaben zum Textverständnis immer eins: Einen blütenweißen Text. Ich habe noch nie mit einem Kind gearbeitet, dass von sich aus Wichtiges im Text markiert hätte.
Ich kann das nicht verstehen, denn „Lernen lernen“ bzw. Lernstrategien sind doch fest im Lernplan verankert. Die Schüler sollten solche Dinge in der Grundschule gelernt haben und auf der weiterführenden Schule vertiefen. Es wäre sehr einfach für den Englischlehrer, diesen Tipp zu geben und die Technik mit den Schülern zu üben. 🤔
Allein das Unterstreichen und Markieren von Schlüsselwörtern während des Lesens setzt nämlich schon einen tieferen Verarbeitungsprozess in Gang. Das passiert, wenn dein Kind kurz überlegt: „Was genau markiere ich?“ Dabei ist das „was“ gar nicht soo wichtig. Wichtig ist die Überlegung an sich.
Durch das Markieren, das langsamer erfolgt als das Lesen, prägt sich dein Kind unbewusst auch den Satzbau ein.
Und natürlich findet es bei einer Prüfung die Stelle im Text leichter, die zu einer Frage gehört. Es ist auch einfacher, die Stelle abzuschreiben oder in eigenen Worten zu formulieren, weil der umgebende Text, der im Augenblick nicht wichtig ist, gegenüber der Markierung in den Hintergrund tritt.
So könnte eine Markierung aussehen. Den Text hab ich gefunden bei: lingua.com
👉 Tipp: Übe das Markieren und Unterstreichen mit deinem Kind beim Lernen zu Hause. Erst dann kann es diese Technik auch gut in der Klassenarbeit anwenden.
Text erfassen mit Hilfe einer ABC-Liste
Mit dieser Methode wird ein Text tief verarbeitet und die wichtigsten Wörter thematisch wiederholt.
Dein Kind überlegt sich, was das Thema des Textes ist. Z.B. „birthday“ oder „New York“.
Dieses Thema schreibt es sich als Überschrift auf die ABC-Liste (du kannst dir hier eine herunterladen). Natürlich kann es auch mehrere Themen definieren. Dann teilt es die Liste oder nimmt zwei verschiedene Listen.
Dann füllt es die Felder zu den einzelnen Buchstaben aus. Das muss auf gar keinen Fall der Reihenfolge nach geschehen. Was deinem Kind in den Sinn kommt, das darf zu dem betreffenden Buchstaben. Das dürfen alte oder neue Vokabeln sein. Vokabeln die im Text vorkommen oder auch nicht. Aber meistens wird es Wortschatz sein, der im Text auch vorkommt, denn dieser ist präsenter.
Beim 1. Durchgang wird da noch nicht viel drin stehen. Das ist normal. Dein Kind sollte jetzt die Wörter auf Rechtschreibung kontrollieren und verbessern. Am besten es schreibt mit einem Bleistift und radiert die Fehler aus.
Nun liest sich dein Kind den Text abschnittsweise durch und ergänzt was ihm beim Lesen noch auffällt. (Es muss nicht zu jedem Buchstabe etwas stehen.) Dabei ist das Erfolgserlebnis groß, denn dein Sohn oder deine Tochter wird viele weitere passende Wörter finden. 😍
Eine ABC-Liste zum Text „My home“ aus dem Schulbuch „Go Ahead Bayern 5, Unit 3“. Neue Vokabeln sind rot.
👉 Tipp: Macht ein Spiel daraus.
Mindmaps helfen um Texte wirklich zu verstehen
Ich beschreibe dir anhand dieser Mindmap, die ich erstellt habe, wie dein Kind vorgeht. Das sind alles Wörter aus der Lektion 3 aus Go Ahead 5 (Realschule Bayern, 5. Klasse).
Eigentlich bin ich gar nicht sehr kreativ, aber das hat mir Spaß gemacht. Deinem Kind vielleicht auch?
Indem dein Kind eine Mindmap erstellt, erfasst es einen Text wirklich in seiner thematischen Tiefe, da es immer wieder überlegt, wie der Text am besten gegliedert werden kann um die einzelnen Äste zu beschriften. Es springt immer wieder zwischen Mindmap und Text hin und her um zu überlegen, zu überprüfen und zu verbessern. Das setzt eine bessere Verarbeitung in Gang, ein Durchdenken, statt nur Durchlesen. So ist der Wächter zufrieden und lässt die Inhalte durch zum Langzeitgedächtnis 😉.
👉 Tipp: Dein Kind kennt vielleicht eine andere Möglichkeit, Mindmaps zu zeichnen. Das geht genauso! Ich hab dies Aststruktur nur deshalb gewählt, weil es schön aussieht. Manchmal muss es aber schnell gehen und dann darf die Darstellung auch ganz einfach sein.
Wenn dein Kind Vokabeln, Grammatik, Satzbau und thematische Inhalte mit Hilfe der Texte im Englischbuch trainiert hat, ist das die beste Voraussetzung für gute Noten in Englisch 🧡.
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