Hat dein Kind LRS und Probleme beim Lesen und mit der Rechtschreibung im Deutschen? Dann wird ihm Englisch meistens auch nicht leicht fallen. Das wurde jedenfalls in Studien nachgewiesen:
Schüler mit Legasthenie die in Deutsch Probleme haben, werden sich auch meistens in Englisch schwer tun.
Warum ist Englisch für Legastheniker so schwer ?
- Kinder mit LRS haben ja schon Probleme mit der deutschen Rechtschreibung, obwohl es ihre Muttersprache ist und das Deutsche einigermaßen lautgetreu ist (genauer gesagt zu 50%).
- Das Englische hat aber ein ganz eigenes Rechtschreibsystem und man schreibt die wenigstens Worte so wie man sie spricht.
- Außerdem gibt es jede Menge komplexe und abstrakte Grammatik, die sich ziemlich vom Deutschen unterscheidet (denke nur mal an das System der englischen Zeiten. Verstehst du die? Und dein Kind?).
- Zusätzlich haben Kinder und Jugendliche mit LRS meist mit einem schwächeren Arbeitsgedächtnis zu kämpfen. Das heißt es fällt ihnen schwerer, z.B. Vokabeln überhaupt in den Kopf zu bekommen. Bevor sie da nicht sicher drin sind, können sie auch nicht im Langzeitgedächtnis gespeichert werden.
Deshalb ist es so wichtig, dass du besondere Methoden verwendest, wenn du mit einem Kind lernst, das mit LRS zu kämpfen hat.
1. Wiederholt ganz kurzfristig um das Arbeitsgedächtnis zu entlasten
Dein Kind wird sich leichter tun, wenn es in ganz geringen Portionen oft und sehr schnell wiederholt.
Beispiel Vokabellernen: Nehmt euch nur ca. 5 Vokabeln auf einmal vor. Diese wiederholt ihr aber innerhalb der Lerneinheit gleich mehrere Male. Das Geheimnis des besseren Lernens liegt darin, dass man wiederholt, solange das Wort noch aktiv im Arbeitsspeicher vorhanden ist und somit erinnert wird.
Wie das geht erkläre ich im Interview mit der Lerntherapeutin Dr. Dina Beneken.
Durch diese ganz kurzen Wiederholeinheiten hat dein Kind wieder viel mehr Erfolgserlebnisse und mehr Lernmotivation.
Möchtest du, dass dein Kind erfolgreich Vokabeln lernt ohne überfordert zu sein? Dann schau dir mein Mini-Training: Dein Wegweiser durch den Vokabeldschungel an.
Das Gleiche gilt natürlich nicht nur für Vokabeln sondern auch für Grammatik und andere Lerninhalte. Dein Kind sollte auf jeden Fall immer nur in kleinen Portionen lernen und diese gleich darauf wiederholen.
Eine weitere Wiederholung ist dann am Abend sinnvoll, vor dem Schlafengehen, sowie gleich am nächsten Tag. Dann kann jede Wiederholeinheit auch ziemlich kurz ausfallen.
2. Mit allen Sinnen lernen
Bei Schülern mit LRS ist die Nervenweiterleitung von den Sinnesorgangen zum Gehirn oft erschwert. Das muss nicht heißen, das dein Kind schlecht hört oder schlecht sieht. Das Gehirn bekommt einfach nicht richtig übersetzt, was es von Auge oder Ohr angeliefert bekommt. Deshalb ist es so notwendig mehrere Sinne beim Lernen anzusprechen. Das kann man tun:
- Vokabeln nicht nur durchlesen sondern auch sprechen oder in einem Vokabellernprogramm hören.
- Schreiben ist zwar empfehlenswert aber nicht immer notwendig. Es kann auch reichen, sich die Schreibweise vor dem inneren Auge vorzustellen und das Wort zu buchstabieren.
- Auch die Lektionstexte auf CD zu hören ist eine gute Methode.
- Grammatik oder andere Inhalte kann man sich selbst mit eigenen Worten erklären
- oder übersichtlich und farbig gestaltet auf ein schönes Blatt oder eine Karteikarte schreiben

3. Gute Prüfungsstrategien nutzen
Um in den Prüfungen möglichst wenig Fehler zu machen, sind Prüfungsstrategien das A und O.
Dein Kind sollte z.B. wissen, wie es am effektivsten die Fragen zum Text bearbeitet.
Eine Strategie mit Unterstreichen und Hervorheben kann hier sinnvoll sein.
Im Lückentext und der Textproduktion sollte es seine häufigsten Fehler kennen und auf diese hin die Aufgabe nochmal durchlesen. Nur dann kann es nämlich eigenen Fehler finden.
Wer also weiß, dass er häufig das he/she/it-s vergisst, kann gleich wenn er das Prüfungsblatt umdreht einen kleinen Vermerk mit Bleistift machen: „Achtung: s“ und dann jeden Satz nochmal daraufhin durchlesen.
4. Aus Fehlern lernen
Die Kontrollstrategie kann dein Kind nur dann nutzen, wenn es seine eigenen Fehler kennt. Deshalb ist es wichtig, nach jeder Probe eine Fehleranalyse durchzuführen.
Leider wird das meistens nicht gemacht und diese super Methode um sich zu verbessern nicht genutzt. Ein Kind das eine schlechte Note hat, mag seine Probe meistens nicht mehr anschauen. Deshalb ist der erste Schritt, ihm zu zeigen, dass es auch Dinge richtig gemacht hat.
Danach kannst du mit ihm gemeinsam schauen, welche Fehler es häufig macht, wo etwas nicht verstanden wurde oder was nur Flüchtigkeitsfehler sind.
So kann sich dein Kind dann auf die nächste Prüfung zielgerichteter vorbereiten.
Die Schulaufgabenanalyse ist eine meiner beliebtesten Angebote. Sie wird immer sehr gern gebucht, weil danach klar ist, woran noch gearbeitet werden muss. Durch diese glasklare Analyse sparst du dir und deinem Kind viele Nachhilfestunden. Hier kannst du schauen, wie die Probenanalyse abläuft.
5. Spielen spielen und nochmals spielen
Spielen wird oft unterschätzt, bringt aber sooo viel für das Lernen.
Beim Spielen werden verschiedene Sinne angesprochen, vor allem die Motorik. Selbst wenn dein Kind nicht aufsteht, so bewegt es doch zumindest die Hände anders als beim Schreiben, um z.B. etwas zu sortieren oder aufzunehmen (Memory, Domino, Satzbausteine…).
Der Lerneffekt beim Buchstabensalat, ist z.B. größer, wenn man einen fehlenden Buchstaben noch an seinen Platz schieben muss, als wenn man ihn einfach schriftlich ins Wort einfügt.
Das Wichtigste am Spielen ist aber sicherlich die Motivation. Gerade Kinder mit LRS sind oft frustriert in der Schule, weil sie mehr lernen müssen als ihre Klassenkameraden und dennoch meistens schlechtere Noten bekommen. Geht es euch zu Hause auch so?
Deshalb ist es so wichtig, dass dein Kind auch wieder Spaß beim Lernen hat.
Spiele müssen dabei weder aufwendig noch kompliziert sein. Einfache Möglichkeiten sind
- Domino
- Memory
- Wortsalat
- Galgenmännchen
- Pantomime
- Bombenspiel (Pass the bomb)
- Ball hin- und herwerfen
- Würfelspiel (bei einer richtigen Antwort darf auf einem Spielfeld vorgerückt werden) usw.
Hier kannst du dir ein Spielbrett ansehen, das ich gern mit meinen Schülern spiele:

Wenn du diese Dinge beachtest, dann wird es deinem Kind mit LRS auf jeden Fall leichter fallen, Englisch zu lernen.
Und falls ihr Hilfe braucht, dann schau dir gern mein Beratungsangebot an.
Danke für den sehr informativen Artikel und die vielen praktischen Tipps!
Das freut mich, wenn dir die Tipps weiterhelfen. Vielen lieben Dank für den Kommentar und viel Erfolg 😘